Im Schlösschen wohnt schon lange niemand mehr. Wie das Gentrification-Blog unter Berufung auf eine Pressemitteilung des Landesamts für Statistik meldet, hat Berlin im ersten Halbjahr 2011 einen wanderungsbedingten Bevölkerungszuwachs von etwa 17.000 Einwohnern erlebt. Da nennenswerter Neubau bereits seit Jahren nicht mehr stattfindet und auch durch die Modernisierung von Altbauten in der Regel eher kleinere Wohnungen vernichtet werden durch Zusammenlegung für vermeintlich attraktivere 3 – 4 Zimmer Wohnungen, ist die absolute Zahl der Wohneinheiten stark rückläufig. Dies verschärft die Wohnraumknappheit vor allem im Innenstadtbereich und innerhalb des S-Bahn Rings erheblich.
Berlin erlebt damit eine Wohnraumverknappung wie zuletzt in den Jahren zwischen 1990 und 2000, als es zu den üblichen Auswüchsen am Wohnungsmarkt kam: Kriminelle Praktiken in der Wohnraumvermittlung, Verstöße gegen § 5 Wirtschaftsstrafgesetz, einige echte und sehr viele unechte Eigenbedarfskündigungen – die volle Palette der ungehemmten Marktentfaltung bei knappem Angebot. Der Anwalt in mir mag das mögen, aber irrational ist das schon.
Und was hier wieder wieder schön zu erleben ist: Das prozyklische Verhalten der Wohnungswirtschaft. Ich besuchte 2005 eine gemeinsame Tagung von Berliner Mieterverein und Haus und Grund Berlin am Wannsee, wo alle Verbandsvertreter und die Damen und Herren von der Statistik übereinstimmend eine Stagnation der Bevölkerung bis 2015 prognostizierten, Townhouses sowie größeren Flächenkonsum. Konsequent wurden in der Folgezeit die landeseigenen Wohnungsbestände veräußert, die Neubautätigkeit praktisch zum Erliegen gebracht und jetzt wundern sich die selben Experten über die Marktentwicklung. Das sind die selben Experten, die vermutlich auf dem Höhepunkt eines Aktienbooms (wenn die Yellow-Press den Aktienkauf empfiehlt) wie wild Aktien kaufen und sich dann über den Absturz wundern. Nur dass hier mit den Wohnungen breiter Bevölkerungsschichten Fehlplanung betrieben wird.