Kosten Erstberatung – ein offener Brief

Sehr geehrter Herr L.,

vielen Dank für den prompten Ausgleich meiner Kostenrechnung in dieser Sache. Sie kommentierten die Überweisung mit den Worten „stolzer Preis für ein kurzes Telefonat“, was ich nicht so stehen lassen möchte. Ich gehe hier davon aus, dass Sie keine Berufserfahrung als Freiberufler oder umfangreichere Erfahrungen mit Anwälten oder anderen beratenden Berufen haben.

Die von Ihnen telefonisch vorab angefragte Beratung begann mit der Übersendung ihre Mietvertragsunterlagen, die ich (von ihrer Seite aus eilbedürftig) nach Anlage einer Akte und Archivierung der von Ihnen überlassenen Unterlagen durchsah. Hieran schloss sich wegen der wirtschaftlichen Bedeutung des Falles für sie (wir reden hier von Renovierungskosten von schätzungsweise 3000-6000 EUR) eine kurze Recherche in der online-Datenbank von Juris an, um die zu dieser Thematik einschlägige Rechtsprechung insbesondere des Bundesgerichtshofes auf etwaige Neuerungen zu prüfen und die bei dieser Sachverhaltslage einschlägigen 2 Entscheidungen des BGH zu dokumentieren und zusammen mit ihren Mietvertragsunterlagen zu archivieren. Zur ordnungsgemäßen Dokumentation und Archivierung meiner Fall Unterlagen bin ich sowohl nach Standesrecht verpflichtet wie auch im Interesse der Sache gehalten, um etwaige Nachfragen zielgerichtet beantworten zu können. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits bei zügigster Arbeitsweise etwa 15 Minuten Zeit „verbraucht“; hieran schloss sich dann das von Ihnen erwähnte Telefonat mit Ihnen an, dessen Dauer ich auf 3-5 Minuten schätzen würde.

Zunächst also ist es so, dass Sie wie viele andere Verbraucher in Rechtsangelegenheiten sozusagen nur die Spitze des Eisberges, nämlich das eigentliche Resultat der anwaltlichen Tätigkeit wahrnehmen. Dieses besteht eben oft nur aus einem Satz, einer kurzen Empfehlung oder wie in diesem Fall einem kurzen Telefonat. Weiterlesen

Rechtsanwälte lieben das Off(line)

Das neue Jahr fängt gut an. Die Schnittstelle zum lange angekündigten beA (besonderes elektronisches Anwaltspostfach) wurde immerhin schon kurz vor Heiligabend fertig. Ich liebe strukturelle Updates in wichtiger Software zwei Tage vor Ultimo. Danke, RA-Micro!

Die nach meinem Eindruck mit heißer Nadel zusammen gestrickte Web-Schnittstelle der Rechtsanwaltskammer zu diesem seit 01.01.2018 gesetzlich (!) verpflichtendem (!) Postfach wurde dann pünktlich zum 23.12.2017 komplett vom Netz genommen und ist bis auf Weiteres außer Betrieb. Abgesehen davon, dass im Browser laufende Anwendungen mit Java ohnehin nicht so wirklich stabil laufen. Von den ständigen Updates mal abgesehen. Die Mädels und Jungs von der BRAK haben einmal mehr gezeigt, dass organisierte Rechtsanwälte manches anders machen. Da wird zunächst mal geklagt (gegen das Gesetz, die Inbetriebnahme der Postfächer oder was auch immer). Da werden hochgradig undurchsichtige Zertifikate verteilt, für deren Erhalt man wegen der bürokratischen Hürden nicht nur Abitur, sondern besser noch ein Hochschulstudium benötigt. Großartig auch, dass ich jetzt zwei Signaturkarten besitze. Man kann die wohl auch sammeln. Der aktuelle Spruch nach der Party ist „darf ich Dir meine Signaturkartensammlung zeigen?“.

Und dann die Pleite zum Jahresanfang. Da werden jetzt vermutlich mehrere Jahre Prozesse mit Auftragnehmern der BRAK und dem Papier hörigen Kolleginnen und Kollegen folgen. Und dann werde ich das papierlose Büro im Alltagsbetrieb vermutlich nicht mehr erleben. Es sei denn, ich will unbedingt bis zum Erreichen des 80. Geburtstages arbeiten. Bis dahin können wir uns damit trösten, dass die von der Berliner Justiz aus Kostengründen bevorzugte Briefzustellerin PIN-AG es im Dezember 2017 zuverlässig geschafft hat, Brieflaufzeiten innerhalb von Berlin von 7-10 Tagen zum Regelfall zu machen. Was den Neuigkeitswert einer vom Gericht an den Anwalt ohne beA-Postfach versendeten Nachricht etwa in den Bereich der versiegelten Nachricht mit reitendem Boten (Alexandre Dumas – frühes 19. Jahrhundert) befördert. Es gibt ja noch die Deutsche Post. Mal sehen, was da geht. Ich bin dann mal off.

Feiertage und Neujahr

Danke für die guten Wünsche, die hübschen und die herzlichen Karten

Weihnachtskarten 2016

und vor allem auch für die vielen persönlichen, nachdenklichen und sogar lyrischen (ja, liebe Frau R. – selbst gedichtet, das finde ich spannend) Nachrichten. 2016 war sicherlich nicht das beste aller Jahre, aber ich bin jetzt schon gespannt auf die Dinge, die uns und die Immobilien in 2017 erwarten.

Erfolg Dunk Converse

Für den am Freitag kommenden Büroumzug musste dieses mindestens 20 Jahre Plakat aus meinem Arbeitszimmer nun wirklich mal weichen.

Das Wortspiel verstehen nur Basketballer und Menschen mit guten Kenntnissen im amerikanischen (Sport-)englisch: Was der inzwischen lange pensionierte Center Karl Malone da macht, nennt man Dunking. Das spricht sich [danking] aus oder abgekürzt eben auch [dank]. Erfolg dunk Converse (=Sportschuhhersteller).

Got the picture, honey?

Erfolg geht eben auch ohne Converse, das habe ich jetzt langsam gelernt 🙂

Fachanwalt und nun?

2014-05-20_FAanwalt_webHeute in der Eingangspost eine schwergewichtige Urkunde der Rechtsanwaltskammer Berlin:

Mir wurde die „Berechtigung verliehen, die Bezeichnung Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht zu führen“.  Der Lehrgang war interessant (ich hatte auch Gelegenheit, für die Klausuren lesbares Schreiben einzuüben), die Klausuren waren Sport aber die für die Zulassung erforderliche Fallsammlung (120 Fälle aus den Rechtsgebieten, sauber dokumentiert und mit Erläuterungen) war wirklich hart.

Liebe Kollegen und Klienten, ihr dürft mich jetzt mit Sie anreden. Bei dem vorgerückten Alter habe ich das ohnehin langsam verdient….

Anwälte sind Helden

Heute Morgen hängt diese Postkarte an meiner Zimmertür. Was für ein aufmerksames Büro, der Anwalt ist geschmeichelt (und kurzsichtig).

Karte "Rechtsanwälte"; Gestaltung: Sachverständigenbüro Otto

Karte „Rechtsanwälte“; Gestaltung: Sachverständigenbüro Otto

Erst nach einigen Sekunden fällt der klein gedruckte Text auf, der für ein Berliner Sachverständigenbüro für Grundstücks- und Mietpreisbewertung wirbt. Wer auf das Bild klickt, kann es auch lesen 🙂

Gelungen, muss ich sagen. Amüsant, zutreffend, die perfekte Werbedrucksache! Glückwunsch zu DER Agentur.

Marcel und die Schrottimmobilien

Wie die TAZ in der heutigen Ausgabe meldet, wurde am Mittwoch der Notar und Anwaltskollege Marcel E. verhaftet, Wohnung, Kanzlei und zwei weitere Objekte durchsucht. Die Staatsanwaltschaft teilt dazu mit, dass in 17 oder 18 Fällen von „banden- und gewerbsmäigem Betrug“ ermittelt werde. Ein ausführlicherer Bericht findet sich in der Berliner Zeitung.

Mit dem Kollegen hatte ich in seiner neuen Rolle als Verbraucher- und Mieterschutzanwalt für einen aufstrebenden Spandauer Mieterverein häufiger zu tun. Ich musste nämlich immer die Betriebskostenabrechnungen einklagen, deren Daseinsberechtigung der Kollege dann mit seitenlangen Textbausteinen bestritt. Der Kollege war nach meiner Weiterlesen

RotkehlchenDa mietet ein Berliner Anwalt von meiner Mandantin eine Wohnung und ist sofort nervlich zerrüttet durch das Zwitschern der Vögel im nahe gelegenen Park.

Ich klage mit folgendem Sachverhalt:

Mit Schreiben vom 07.08.06 teilte der Beklagte mit, dass eine „Probeübernachtung vom 6. zum 7. August 2006“ ergeben habe, „… dass die Räume nicht zu Wohnzwecken geeignet sind“ und erklärte aus diesem Grunde Anfechtung des Mietvertrages.

Er begründete dies:

„… am Morgen des 7. August 2006 begann gegen 5.30 Uhr ein sich rhythmisch wiederholendes, mehrstimmiges, schrilles Pfeifen in einer solchen Lautstärke, dass ein Schlafen nicht mehr möglich war. Die Geräusche stammten von einer Mehrzahl von Vögeln, die sich nicht nur in den Bäumen direkt vor den Fenstern der Wohnung aufhielten, sondern auch an mehreren Stellen im Gebäude selbst zu nisten scheinen.“

Das ist beklagenswert. Ein unengagierter Mensch im öffentlichen Dienst wäre längst auf die Idee zu kommen, Berufsunfähigkeit zu beantragen. Die Oase mit Vögeln hilft dem gestressten Anwalt offenbar wenig.

Kompetenter Mietrechtsanwalt

Da wirbt ein Kollege mit den Worten:

In der zurückliegenden 12 Jahren habe ich, unter anderem aufgrund meiner Tätigkeit als Vertragsanwalt für den Deutschen Mieterbund, einen Ruf als kompetenter und sachverständiger Mietrechtsanwalt erworben. Mein Engagement in diesem Bereich, sowohl für Mandanten der Kanzlei als auch für Mitglieder des Mieterbundes, ist ungebrochen.

Als eingesessener Heilbronner bzw. – worauf besonderer Wert zu legen ist – Böckinger, war und ist es mir stets wichtig, den persönlichen Kontakt zu Mandanten zu pflegen und vor allem mich auch weiterhin in der Vereins- und Jugendarbeit der mir am Herzen liegenden Böckinger Sportvereine zu betätigen.

Und ich frage mich: Was ist ein „Böckinger“? Da dürfte bei nächster Gelegenheit ein Erfahrungsaustausch fällig sein, eventuell auf dem Deutschen Mietgerichtstag 2007?

 

RSV-Blog – guter Ansatz im Rechtsschutzdschungel

Das RSV-Blog ist ein interessanter Ansatz im Verbraucherschutz:

Anwälte und Kunden dürfen gleichermaßen meckern und Informationen austauschen über Rechtsschutzversicherungen und deren Eigenarten austauschen. Der Mitherausgeber Kollege RA Hoenig aus Berlin ist mir bereits häufiger durch kreative Selbstdarstellung (wie zum Beispiel eine völlig zerbeulte „Bullenwanne“ mit entsprechender Beschriftung) aufgefallen.

Bleibt nur zu hoffen, dass es keine Abmahnungen von Versicherern hagelt. Denn ungefilterte Beiträge enttäuschter Kunden sind leider immer wieder Quelle für abmahnungsrelevante Sachverhalte.