@immoadvo #lasttweet

Unter dem Pseudonym @immoadvo habe ich etwa 10 Jahre lang (nicht oft, aber immer wieder gern) Nachrichten über Twitter abgesetzt – Hinweise auf aktuelle Einträge in meinen Blogs, Gedanken und Fakten zu aktuellen Themen im Bereich von Miete und Wohnen. Und dann kam der unsägliche, der Realtiy-TV Präsident der USA. Und es kam eine von diesen Influencerinnen aus dem Hause Kardashian – „my ass will blow the internet“.

Was als Informationsmedium – sozusagen als Pressespiegel begann, wo ich mich schnell informieren und Informationen aus vielen unterschiedlichen Quellen aggregieren konnte – es verkam zum Meinungsmedium, zur Plattform für selbsterenannte Auskenner, Trolle, Reality-TV Operettenkasper und für Hater aller Art. Möchtegern-Models, Frauen von Fußballspielern und natürlich Johnny Kaschulke aus der Eckkneipe – alle wollen sie etwas loswerden, Glaubenssätze, Ansichten und oft einfach nur Hass. Und füttern damit eine Firma, deren größte Umsatzbringer genau solche Suppenkasper sind wie die eingangs genannten. Es wurde zunehmend schwer erträglich. Zumal das Medium (ursprünglich noch mit 180 Zeichen) sich nicht für differenzierte Analyse eignet, wohl aber für One-Liner und Krawall aller Art.

Und dann war da noch der berühmte „Rotwein-Tweet“ des Robert Habeck, der am späten Abend Mist twitterte, nur um am nächsten Morgen zu merken, dass dies Mist war. Und sich (das muss man ihm wirklich hoch anrechnen) sofort von Twitter verabschiedete.

Denn es gibt keine andere Konsequenz als diese – es ist niemandem verwehrt, durch Talkshows zu tingeln, Fotos vom eigenen Hintern ins Internet zu stellen oder in jeder Form herumzutrollen. Aber wer da mitmacht, füttert das Biest. Ich nicht mehr und erst recht nicht beruflich. Sorry, aber bleiben Sie dran – es geht auch ohne Twitter!

Survival-Weihnachtsgrüße

Das Corona-Jahr 2020 geht dem Ende zu. Mietendeckel, „Legal Techs“, Mietpreisbremse, eine ziemlich durchgeknallte Initiative der Grünen zum Gewerbemietrecht (Kündigungsschutz wie für Wohnraum, aber für kleinere Gewerbebetriebe – wer braucht das bitte?) und vielfältige andere Beispiele des von einem merkwürdigen US-Präsidenten vorgelebten populistischen Aktionismus machen der Immobilienbranche und deren Anwälten das Leben schwer und sorgen für einen steten Fluss von gesetzgeberischen Aktionen. Das Mietrecht ist sozusagen in der populistischen Mitte der Öffentlichkeit angekommen und wir können nur hoffen, dass sich dieser Trend nicht die nächsten 10 Jahre fortsetzt.

Weihnachtsgrüße – Corona Edition

Aber: Hier sind alle gesund geblieben (Holz-Klopf), nur „richtige“ Besprechungen gibt es praktisch keine mehr. Meine Klienten haben gut gewirtschaftet und mit mir zusammen das Tagesgeschäft „gestemmt“ mit „Home-Office“ und kurzen Wegen über die Datenleitungen. Es gab relativ wenig Ärger im Großen, nur einige vom Lockdown gelangweilte Wohnraummieter haben versucht, am Rad zu drehen. Die Gerichte haben (trotz der erheblichen Ansteckungsrisiken in öffentlich genutzten Gebäuden) einen super Job gemacht. Die anfänglich längeren Verfahrensstände wurden von den Kolleginnen und Kollegen sehr konzentriert und zügig abgearbeitet, so dass wir mittlerweile fast wieder im „Normalbetrieb“ sind, was gerichtliche Verfahren angeht. Diese Situation erinnerte mich teilweise an die Berichte meines alten Ausbilders, der noch die Nachkriegszeit in Berlin als Anwalt erlebt hat: Ein einzelner Rechtsanwalt hatte damals 1500 bis 2500 Verfahren pro Jahr, die Schriftsätze waren selten länger als drei Seiten und alle mussten versuchen, ihre Arbeit zu schaffen.

Es hat Spaß gemacht, mit Euch/Ihnen zu arbeiten. Bleibt gesund und kommt gut in das nächste Jahr!

BRAK und beA im Panikmodus

Es ist schon bemerkenswert: Zuerst versendet die Bundesrechtsanwaltskammer über beA eine Nachricht an alle Benutzer mit Informationen zu Corona. Nur leider wird der Anhang vergessen (kontrolliert eigentlich dort jemand Aussendungen an > 10.000 Adressaten). Und dann wird sicherheitshalber noch das beA komplett stillgelegt:

seit mehr als einem Tag offline – Screenshot vom 17.03.2020

In den nächsten zwei Monaten wird sich zeigen, wer es kann. Die BRAK will offenbar nicht dazu gehören.

Kalaschnikow in der Innenstadt

Die Meldung in der Bild Zeitung

Mietrecht ist auch, wenn der neue Mieter, der junge Mann in der Zweizimmerwohnung, erst laute nächtliche Party macht (zum Glück dafür abgemahnt wurde) und danach mit einer Kalaschnikow in der offenen Einkaufstasche durch die Fußgängerzone von Neuruppin läuft. War wohl eine ziemlich kleine Einkaufstasche – die Passanten holten jedenfalls sofort die Polizei.

Und wenn die Polizei bei der anschließenden Durchsuchung der Wohnung noch größere Mengen moderner Drogen findet, dann ist wohl eine Kündigung fällig. So wild kann es sein, das Vermieterleben in der brandenburgischen Kleinstadt.

Ausfall Email ohne Spaß

Es ist nicht lustig, wenn die Emailanbindung einer Anwaltskanzlei eine Woche lang nicht funktioniert und der Mailverkehr nur mit tagelangen Verzögerungen oder für einige Tage überhaupt nicht funktioniert. So ist es hier aber gewesen. Unser (früherer) Provider Domainfactory hatte gravierende technische Probleme mit den dort gehosteten Exchange-Postfächern, was für tausende von Kunden wie hier zu Störungen, vorübergehender Unerreichbarkeit und Verzögerungen im täglichen Emailverkehr hatte. Wahrlich keine Freude und einmalig in nun fast 30 Jahren Kanzlei-EDV.

Statusmeldung Domainfactory

Ich musste 95 % meiner IT-Kenntnisse einschließlich Konfiguration von DNS- und Mailservern reaktivierten, Umleitungen einrichten und danach das gesamte Hosting einschließlich der umfangreichen Postfächer zu einem anderen Provider umziehen. Spannend, aber leider ziemlich aufwändig.

Ich kann nur hoffen, dass meine Klienten wenig bis nichts von den Problemen im praktischen Betrieb mitbekommen haben und entschuldige mich in aller Form, dass die technischen und menschlichen Reaktionszeiten in der abgelaufenen Woche stark verzögert waren. Immerhin hat auch dies ein Gutes: Die Qualität und Reaktionszeit unserer neuen Lösung erlaubt schnelleres Arbeiten und ist so ausgelegt, dass auch ein Stromausfall nicht so fatale Konsequenzen haben sollte. Angeblich sollen ja bei Domainfactory nach einer von mir nicht bemerkten Firmenübername die Administratoren kostengünstig in der Ukraine (!) gesessen haben und die mittlerweile in Straßburg stehenden Server waren offensichtlich so vollgepackt mit Kunden, dass schon eine Wiederherstellung nach Stromausfall die Server zum Rauchen und Versagen brachte. Aber dies waren nur die (nicht prüfbaren) Kommentare unter den Statusmeldungen des Providers.

Kosten Erstberatung – ein offener Brief

Sehr geehrter Herr L.,

vielen Dank für den prompten Ausgleich meiner Kostenrechnung in dieser Sache. Sie kommentierten die Überweisung mit den Worten „stolzer Preis für ein kurzes Telefonat“, was ich nicht so stehen lassen möchte. Ich gehe hier davon aus, dass Sie keine Berufserfahrung als Freiberufler oder umfangreichere Erfahrungen mit Anwälten oder anderen beratenden Berufen haben.

Die von Ihnen telefonisch vorab angefragte Beratung begann mit der Übersendung ihre Mietvertragsunterlagen, die ich (von ihrer Seite aus eilbedürftig) nach Anlage einer Akte und Archivierung der von Ihnen überlassenen Unterlagen durchsah. Hieran schloss sich wegen der wirtschaftlichen Bedeutung des Falles für sie (wir reden hier von Renovierungskosten von schätzungsweise 3000-6000 EUR) eine kurze Recherche in der online-Datenbank von Juris an, um die zu dieser Thematik einschlägige Rechtsprechung insbesondere des Bundesgerichtshofes auf etwaige Neuerungen zu prüfen und die bei dieser Sachverhaltslage einschlägigen 2 Entscheidungen des BGH zu dokumentieren und zusammen mit ihren Mietvertragsunterlagen zu archivieren. Zur ordnungsgemäßen Dokumentation und Archivierung meiner Fall Unterlagen bin ich sowohl nach Standesrecht verpflichtet wie auch im Interesse der Sache gehalten, um etwaige Nachfragen zielgerichtet beantworten zu können. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits bei zügigster Arbeitsweise etwa 15 Minuten Zeit „verbraucht“; hieran schloss sich dann das von Ihnen erwähnte Telefonat mit Ihnen an, dessen Dauer ich auf 3-5 Minuten schätzen würde.

Zunächst also ist es so, dass Sie wie viele andere Verbraucher in Rechtsangelegenheiten sozusagen nur die Spitze des Eisberges, nämlich das eigentliche Resultat der anwaltlichen Tätigkeit wahrnehmen. Dieses besteht eben oft nur aus einem Satz, einer kurzen Empfehlung oder wie in diesem Fall einem kurzen Telefonat. Weiterlesen

Rechtsanwälte lieben das Off(line)

Das neue Jahr fängt gut an. Die Schnittstelle zum lange angekündigten beA (besonderes elektronisches Anwaltspostfach) wurde immerhin schon kurz vor Heiligabend fertig. Ich liebe strukturelle Updates in wichtiger Software zwei Tage vor Ultimo. Danke, RA-Micro!

Die nach meinem Eindruck mit heißer Nadel zusammen gestrickte Web-Schnittstelle der Rechtsanwaltskammer zu diesem seit 01.01.2018 gesetzlich (!) verpflichtendem (!) Postfach wurde dann pünktlich zum 23.12.2017 komplett vom Netz genommen und ist bis auf Weiteres außer Betrieb. Abgesehen davon, dass im Browser laufende Anwendungen mit Java ohnehin nicht so wirklich stabil laufen. Von den ständigen Updates mal abgesehen. Die Mädels und Jungs von der BRAK haben einmal mehr gezeigt, dass organisierte Rechtsanwälte manches anders machen. Da wird zunächst mal geklagt (gegen das Gesetz, die Inbetriebnahme der Postfächer oder was auch immer). Da werden hochgradig undurchsichtige Zertifikate verteilt, für deren Erhalt man wegen der bürokratischen Hürden nicht nur Abitur, sondern besser noch ein Hochschulstudium benötigt. Großartig auch, dass ich jetzt zwei Signaturkarten besitze. Man kann die wohl auch sammeln. Der aktuelle Spruch nach der Party ist „darf ich Dir meine Signaturkartensammlung zeigen?“.

Und dann die Pleite zum Jahresanfang. Da werden jetzt vermutlich mehrere Jahre Prozesse mit Auftragnehmern der BRAK und dem Papier hörigen Kolleginnen und Kollegen folgen. Und dann werde ich das papierlose Büro im Alltagsbetrieb vermutlich nicht mehr erleben. Es sei denn, ich will unbedingt bis zum Erreichen des 80. Geburtstages arbeiten. Bis dahin können wir uns damit trösten, dass die von der Berliner Justiz aus Kostengründen bevorzugte Briefzustellerin PIN-AG es im Dezember 2017 zuverlässig geschafft hat, Brieflaufzeiten innerhalb von Berlin von 7-10 Tagen zum Regelfall zu machen. Was den Neuigkeitswert einer vom Gericht an den Anwalt ohne beA-Postfach versendeten Nachricht etwa in den Bereich der versiegelten Nachricht mit reitendem Boten (Alexandre Dumas – frühes 19. Jahrhundert) befördert. Es gibt ja noch die Deutsche Post. Mal sehen, was da geht. Ich bin dann mal off.

Feiertage und Neujahr

Danke für die guten Wünsche, die hübschen und die herzlichen Karten

Weihnachtskarten 2016

und vor allem auch für die vielen persönlichen, nachdenklichen und sogar lyrischen (ja, liebe Frau R. – selbst gedichtet, das finde ich spannend) Nachrichten. 2016 war sicherlich nicht das beste aller Jahre, aber ich bin jetzt schon gespannt auf die Dinge, die uns und die Immobilien in 2017 erwarten.

Birkenwanzen im Mietrecht

Kleidocerys.resedae; Bild Wikipedia

Die gemeine Birkenwanze krabbelte im Frühjahr 2015 in einer Reinickendorfer Wohnanlage meiner Klientin herum. Zu Hunderten drangen die kleinen Viecher über die Fassade in die Wohnungen ein und ekelten (das kann ich verstehen) die Mieterinnen und Mieter. Bei der Ortsbesichtigung durch den ImmoAdvo sah das dann so aus.

2015-03-24_0076Der in der Wohnanlage tätige Hausmeister hatte das Laub unter den zahlreichen Birken nicht abgefahren, sondern in einer molligen etwa 20 cm hohen Schicht auf dem Boden verrotten lassen. Aus seiner Sicht verständlich, denn Lagerplatz für die enormen Laubmengen, die durch schätzungsweise 20 – 30 große Bäume entstehen, war weder vorhanden, noch ließen sich solche Mengen von Laub problemlos aus dem geschlossen Innenhof der Wohnanlage entfernen.

Und das fanden die Birkenwanzen ganz toll. Diese durchtriebenen Biester fallen von den Bäumen, legen die Brut warm und trocken im Laub ab und schwärmen dann sofort nach Beginn der warmen Jahreszeit aus, um sich weiter zu vermehren. Die Lösung war ebenso einfach wie teuer: Zusätzliche Gartenarbeiten für einen namhaften vierstelligen Betrag wurden beauftragt und das gesamte Laub auf dem großen Innenhof der Anlage abgefahren und verbrannt. Ein Lastwagen reichte da nicht und die Birkenwanzen wurden danach nicht wieder gesehen. Und wer es genau wissen will: Ja, das sind umlagefähige Gartenpflegekosten.

Erfolg Dunk Converse

Für den am Freitag kommenden Büroumzug musste dieses mindestens 20 Jahre Plakat aus meinem Arbeitszimmer nun wirklich mal weichen.

Das Wortspiel verstehen nur Basketballer und Menschen mit guten Kenntnissen im amerikanischen (Sport-)englisch: Was der inzwischen lange pensionierte Center Karl Malone da macht, nennt man Dunking. Das spricht sich [danking] aus oder abgekürzt eben auch [dank]. Erfolg dunk Converse (=Sportschuhhersteller).

Got the picture, honey?

Erfolg geht eben auch ohne Converse, das habe ich jetzt langsam gelernt 🙂